- service - Moment mal...
Alle drei Monate verfasst unser Gemeindemitglied Uwe Bachmann sein „Moment mal...“, das eine feste Rubrik im Gemeindebrief ist.
Glaube, Hoffnung, LiebeVor einiger Zeit traf ich in der Stadt einen Bekannten aus
früheren Tagen wieder, und wir tauschten Erinnerungen und auch
Neuigkeiten aus. Als ich nach dem Ergehen seiner Frau fragte,
verdunkelte sich sein Gesicht, und er sagte: „Du, wir sind
nicht mehr zusammen, wir haben uns vor mehr als einem Jahr
getrennt.“ Er sah wohl mein fragendes Gesicht und
ergänzte dann: „Ja, ich weiß, es war die
große Liebe, aber dann - ja, dann hat selbst unser Trauspruch
nicht mehr geholfen, na, der mit Glaube, Hoffnung, Liebe.“
Als wir uns nach einer Weile getrennt hatten, musste ich immer wieder
an diesen Vers aus dem 1. Korintherbrief, Kapitel 13, der Bibel denken:
Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist
die größte unter ihnen. Wie viele Paare haben diesen
Vers schon als Trauspruch gewählt - und das aus einleuchtendem
Grund. Sie möchten, dass die Liebe, die sie verbindet, ewig
halten soll, dass sie als ein ewiges Bindeglied sie zusammenhalten soll.
Aber dann kommt der Alltag und vertreibt mehr und mehr die rosaroten
Farben der ersten Liebe. Er bringt Sorgen mit sich, gesundheitliche,
finanzielle, berufliche und noch andere. Der Alltag bringt es mit sich,
dass sich auch in der besten Ehe Gewöhnung einschleicht. Und
ehe man sich versieht, macht sich Enttäuschung breit. Aber wie
konnte das denn geschehen, die Liebe stand doch über allem,
und nach der Aussage der Bibel ist sie doch die
größte?
Mal abgesehen, dass der Apostel Paulus, von dem dieser Brief stammt,
diesen Vers gar nicht für Liebespaare und angehende Ehepaare
geschrieben hat, sondern den Menschen damals und uns heute deutlich
machen wollte, dass ein Leben in seiner Gesamtheit nur gelingen kann,
wenn wir es in Liebe leben, in Liebe zu Gott, in Liebe zu den
Mitmenschen und auch in der Liebe zu uns selbst, übersehen wir
gerne etwas Anderes. Er schreibt nicht nur über die Liebe,
sondern er beschreibt einen Dreiklang: Glaube, Hoffnung, Liebe. Diese
drei Dinge bilden einen Vollton, der wohlklingend ist. Zu einer
gelingende Ehe möchte auch Gott beitragen und uns im Glauben
durch das gemeinsame Leben führen. Er möchte uns
Hoffnung geben, dass das wirklich gelingen kann. Und die Liebe hat, wie
gesagt, drei Ebenen: zu Gott, zum Nächsten, zu uns selbst. Das
vergessen wir leicht.
Ob es daran liegt, dass viele Ehen scheitern, selbst mit dem Trauspruch
aus dem ersten Korintherbrief?
Uwe Bachmann