- service - Moment mal...
Alle drei Monate verfasst unser Gemeindemitglied Uwe Bachmann sein „Moment mal...“, das eine feste Rubrik im Gemeindebrief ist.
NächstenliebeVor ein paar Jahren ging ein Bericht durch die Regionalpresse, wonach
ein achtjähriger Junge einen Freund, der beim Eislaufen
eingebrochen war, unter Einsatz seines Lebens gerettet hatte. Der Junge
wurde entsprechend in seinem Umfeld und in der Presse als kleiner Held
gefeiert und irgendwo tauchte auch das Wort
„Nächstenliebe“ auf. Als er aber in seiner
Klasse als Vorbild hingestellt wurde, antwortete er, wohl schon
irgendwie genervt: „Das ist doch alles Quatsch! Der hatte
doch meine Schlittschuhe an; die konnte ich doch nicht untergehen
lassen.“
So entpuppte sich die Heldentat bzw. die Nächstenliebe als
purer Egoismus. Das mag enttäuschend sein, aber wie oft
entdecken wir falsche Motive auch bei uns oder bei Menschen unserer
Umgebung. Wie oft zeigt sich die Nächstenliebe reicher und
berühmter Menschen als Trick, um noch bekannter und
berühmter zu werden oder um mal wieder vorne auf Seite eins in
der Presse zu stehen? Und das alles nach dem Motto: Tue Gutes und rede
darüber.
Das ist fern von der Nächstenliebe, denn dieser Begriff
bedeutet doch: Liebe zum Nächsten. Woran aber kann ich diese
Liebe erkennen? Es gibt ein untrügliches Merkmal: Wahre Liebe
ist immer auf den Nächsten gerichtet und hat ihn im Blick. Es
gibt in der Bibel die Geschichte von dem barmherzigen Samariter, der
einem Verletzten trotz Lebensgefahr hilft. Er ließ Gefahr,
Umstände, Zeitverzögerung und Kosten außer
Acht, nur um einem Menschen in der Not zu helfen. Sein ganzes Augenmerk
war nur auf den Nächsten gerichtet, nicht auf sich selbst.
Jesus Christus ging noch einen Schritt weiter. Aus Liebe zu jedem
Menschen ließ er sich quälen, foltern und
hinrichten, um unsere Schuld vor Gott zu bezahlen. Er hatte dabei nur
dich und mich im Blick - aus Liebe. Ich will von dieser Liebe lernen
und sie anwenden, auch wenn ich weiß, dass dabei so mancher
Egoismus immer wieder durchkommt und ich versage. Aber da stehe ich ja
auch schon wieder in der Liebe Christi, der für mich - aus
Nächstenliebe - am Kreuz gelitten hat.
Uwe Bachmann