- service - Moment mal...
Alle drei Monate verfasst unser Gemeindemitglied Uwe Bachmann sein „Moment mal...“, das eine feste Rubrik im Gemeindebrief ist.
VertrautheitJede Freundschaft, jede Ehe beginnt mit einer persönlichen
Begegnung, der dann ein persönliches Kennenlernen folgt. Im
Laufe der Zeit lernen sich die Beteiligten immer intensiver kennen, und
im Idealfall entsteht daraus eine Freundschaft oder mehr. Je mehr Zeit
die Betroffenen sich lassen, desto vertrauter werden sie sich. Sie
kennen die gegenseitigen Stärken und Schwächen sowie
Vorlieben und Abneigungen. Aber auch das Vertrauen der einen
gegenüber der anderen Person wächst - bis zur
Vertrautheit. Das ist dann noch eine Stufe tiefer. Man erlebt das bei
„alten“ Freunden oder Ehepaaren. Bisweilen bedarf
es keiner Worte mehr, um sich gegenseitig zu verstehen.
Das ging mir vor einiger Zeit durch den Kopf, als ich eine Begebenheit
aus dem Leben des biblischen Königs Hiskia las. Er wurde von
einem anderen König bedroht, sein Volk und sein Land sollten
von einer feindlichen Übermacht überfallen werden. Er
erhielt einen Drohbrief vom gegnerischen König. Was war zu
tun? Sein hoffnungslos unterlegenes Heer hatte keine Chance auf einen
Sieg. Starke Verbündete hatte er auch nicht.
Hiskia tat etwas anderes. Im Buch der Könige stehen folgende
Worte: „Als Hiskia diesen Brief gelesen hatte, ging er hinauf
zum Hause des HERRN und breitete ihn aus vor dem HERRN“ (2.
Könige 19,14). Welch ein Vertrauen! Oder anders: Welche
Vertrautheit spricht aus diesen Worten! Fast hört man den
König sprechen: „Gott, ich habe Angst. Meine Chancen
zu gewinnen sind gleich NULL, ich weiß nur einen Ausweg, und
das bist du. Ich gebe das in deine Hände ab.“ Wie
ein ängstliches Kind sich an den Vater wendet, so legt er sich
in Gottes Hände.
Eine derartige Vertrautheit ist das Ergebnis eines tiefen
Kennenlernprozesses. Das ergibt sich nicht von heute auf morgen,
sondern setzt ein beständiges Wachstum voraus. Aber wie kann
das gelingen? Kann das überhaupt gelingen? Dazu muss man
wissen: Gott will ja, dass wir als seine Kinder in enger Gemeinschaft
mit ihm leben, er will uns begegnen. Und er gibt uns immer wieder die
Chance das umzusetzen. Wir begegnen ihm im persönlichen Gebet,
also in der Zwiesprache mit ihm, aber auch in der wiederkehrenden
Bibellese, im Gottesdienst, in der Gemeinschaft mit anderen Christen.
So entsteht eine Vertrautheit, die uns immer wieder zum himmlischen
Vater führt - in Freud und Leid, in jeder Lebenssituation. Es
liegt an mir persönlich.
Uwe Bachmann