- service - Moment mal...
Alle drei Monate verfasst unser Gemeindemitglied Uwe Bachmann sein „Moment mal...“, das eine feste Rubrik im Gemeindebrief ist.
Krafttraining
Zugegeben: Ich bin ein leidensscheuer Mensch. Ich mag es gern, wenn
alles so seinen Gang geht, ohne dass große Schwierigkeiten
auftreten oder ich bei der Ausführung meiner Pläne
Hindernisse überwinden muss. Das ist wie mit dem Radfahren: Am
besten sind die ebenen Strecken, die keinen großen
Kraftaufwand erfordern, dazu vielleicht noch ein wenig
Rückenwind, und wenn das sogar noch ein wenig auf
abschüssiger Strecke geschieht, ist es fast ideal.
Stimmt das wirklich? Vor einiger Zeit wurde ich stutzig. Ich las einen
Vers aus Psalm 119. Da schreibt der Psalmbeter: „Ehe ich
gedemütigt wurde, irrte ich: nun aber halte ich dein
Wort.“ (Vers 67) Freut sich da doch tatsächlich
jemand darüber, dass Gott ihn schwierige Wegstrecken
führt und ist noch dankbar dafür? In der Tat! Er
hatte sich verirrt, verlaufen, war seinen Weg ohne Gott gegangen und
hatte seinen Schöpfer aus den Augen verloren. Aber der gab ihn
nicht verloren, sondern „arbeitete“ an ihm, indem
er ihm Hindernisse in den Weg stellte. Das brachte den Verirrten
zurück auf den richtigen Weg und dafür ist er dankbar.
Und wo finde ich mich da wieder? Die Erfahrung lehrt mich: Wenn alles
gut und „glatt“ läuft und ich mich
erfolgreich weiß, verliere ich Gott sehr schnell aus meinem
Blickfeld. Das geschieht nicht willentlich, schleicht sich aber mehr
und mehr ein. Die „Leitplanken“ für meinen
Lebensweg, Gottes Wort und seine Gebote, sind nicht mehr so wichtig, es
funktioniert ja alles gut. Zum Glück greift Gott in solchen
Situationen ein und verschreibt mir ein Krafttraining.
Um im Bild des Radfahrens zu bleiben: Er schickt mir Gegenwind,
Bergauffahrten oder schwierige Wege in Form von Sand- oder Schotterstrecken.
Wie schon gesagt: Ich mag sie nicht, aber sie sind wichtig. Kritik,
Misslingen, Umwege, Hindernisse sind wie Übungen beim
Krafttraining, sie stärken und machen uns
lebenstüchtig.
Mose wurde über Jahrzehnte von Gott erzogen, ehe er
tüchtig wurde, das Volk Gottes zu leiten, ebenso musste sich
das Volk Gottes Jahrzehnte in der Wüste einem Krafttraining
unterziehen, bevor es ins gelobte Land kam. Die Liste derer, die in der
Bibel auf diese Weise erzogen wurden, ist lang. Am Ende dieser Liste
stehe vorerst ich – oder sind Sie jetzt an der Reihe?
Keine Sorge, es geschieht nur zu unserem Besten! Die Lateiner hatten
ein Wort für solche Wege: per aspera ad astra; frei
übersetzt: Der Weg zu den Sternen ist steinig.
Uwe Bachmann