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Vor einiger Zeit stand ich vor der Aufgabe, den Tod Jesu Christi am
Kreuz, stellvertretend für uns, erklären zu sollen.
Zugegeben: eine nicht ganz einfach Aufgabe, am besten zu lösen
durch ein „Bild“.
Da fiel mir ein Ereignis ein, das vor vielen Jahren in der Zeitung
erwähnt wurde. Vor dem Richter eines Amtsgerichts stand ein
Mann, der wegen Betruges angeklagt worden war. Eine
alltägliche Begebenheit – eigentlich. Nicht aber
hier, denn beide, Richter und Angeklagter, kannten sich, weil sie vor
etlichen Jahren in derselben Schule gewesen waren. Beide
ließen jedoch nicht erkennen, dass sie sich dieser Tatsache
bewusst waren. Am Ende des Prozesses verurteilte der Richter den Mann
zu einer Geldstrafe, ersatzweise zu einer mehrmonatigen Haftstrafe. Der
Verurteilte musste bekennen, dass er nicht in der Lage war, die Summe
aufzubringen; er hatte also eine Haftstrafe anzutreten. Da geschah
etwas, das alle Anwesenden in Erstaunen versetzte. Bevor er die
Anordnung der Haftstrafe verkündigte, zog der Richter seine
Robe aus, kam hinter dem Richtertisch hervor, begab sich zu dem
Gerichtsschreiber, zog seine Brieftasche hervor, schrieb einen Scheck
aus, gab ihm dem Schreiber und sagte dann: „Halten Sie bitte
im Protokoll fest, dass der Angeklagte, die erforderliche Summe bezahlt
hat. Er ist auf freien Fuß zu setzen.“
Diese Geschichte erzählte ich meinem Gegenüber und
erklärte ihm daran das stellvertretende Opfer Jesu
für jeden von uns. Vor Gott sind wir alle schuldig, keiner
kann sagen, dass er noch nie die Gebote Gottes übertreten hat.
Wie oft bleiben wir ihm die Liebe schuldig, die wir ihm und unseren
Mitmenschen gegenüber haben sollten. Der Apostel Paulus
schrieb einmal: „Da ist keiner, der gerecht ist, auch nicht
einer.“ Und das Wort „gerecht“ meint hier
sündlos. Wir können uns nicht selbst ent-schuldigen,
wir sind auf Gottes Vergebung angewiesen. Und die geschah am Kreuz, auf
dem Hügel Golgatha. Da stellte Jesus, stellvertretend
für uns, diesen „Scheck“ aus, der uns von
Schuld befreit – bis auf den heutigen Tag. Und sein Motiv?
Liebe. Der Apostel Johannes beschreibt das so: „Denn so sehr
hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit
alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige
Leben haben.“ (Johannes 3,16)
Uwe Bachmann
Foto:
Martin Moritz / pixelio.de