- service - Moment mal...
Auf Beerdigungen hört man am offenen Grab häufig die Bitte:
„Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir
klug werden!“ (Psalm 90.12). Das ist ein Satz, den viele Menschen
nicht gerne hören mögen, zumal er uns alle in die Nähe
des Sterbens rückt und uns deutlich macht: Jeder von uns ist
sterblich. Nur wird der Tod aus unserem Leben oft ausgeklammert.
Die Älteren unter uns, besonders wenn sie auf dem Land gelebt
haben, kennen das noch: Tote aus der eigenen Familie wurden bis zur
Beerdigung im Hause aufgebahrt. Der Tod gehört(e) wie
selbstverständlich zum Leben dazu, das wurde dadurch deutlich. Die
Gedanken an den Tod und das Sterben verdrängen wir häufig,
besonders, wenn wir jung sind.
Mir kommt eine Religionsstunde mit meinem 9. Schuljahr in Erinnerung,
als das Thema „Sterben“ besprochen wurde und ich sagte, wir
sollten alle darauf vorbereitet sein. Einer meiner Schüler
antwortete mir: „Ja, Sie in Ihrem Alter, aber wir doch noch nicht
– wir sind doch noch jung.“ Ich war damals noch nicht
einmal fünfzig Jahre alt, beschloss aber erst einmal, nicht darauf
zu antworten. Zu Hause griff ich in eine bestimmte Mappe in einer
Schublade, darin lagen drei Todesanzeigen ehemaliger Schüler, die
bei Unfällen ums Leben gekommen waren, und eine davon nahm ich mir
heraus, kopierte für jeden Schüler ein Exemplar, und am
Anfang der nächsten Religionsstunde ging ich durch die Klasse,
verteilte die Blätter und schwieg. Betretenes Schweigen auch in
der Klasse. Aber dann kam so langsam ein wirklich gutes Gespräch
in Gang. Eine Schülerin konnte sich sogar noch daran erinnern,
dass bei ihr zu Hause über den tödlichen Unfall gesprochen
worden war.
Meine persönliche Meinung ist, dass wir uns selbst nur Leid
zufügen, wenn wir dieses Thema aus unserem Leben ausklammern. Wir
werden immer wieder daran erinnert, dass wir sterben müssen. Wenn
wir uns damit vertraut machen und uns dem Thema stellen, kann der Tod
uns nicht überraschen. Und übrigens: Als Christ weiß
ich, dass es nach dem Tod weiter geht – in Gottes Ewigkeit. Und
dort ist alles das vorbei, was uns in diesem irdischen Leben Sorgen,
Not und Angst bereitet. Als Christ bin vorbereitet auf den
„Heimgang“ und deswegen klug, wie Gottes Wort es sagt
(s.o.).
Uwe Bachmann