- service - Moment mal...
Ich denke, ich werde mit meinem „Geständnis“ bei
manchem auf Unverständnis stoßen, aber: Ich liebe
Friedhöfe. Schon als kleines Kind freute ich mich immer, wenn ich
mit meinen Eltern und meiner Oma auf den Friedhof durfte. Die
Erwachsenen kümmerten sich um das Grab meines Großvaters,
und ich strolchte um die Gräber herum. Noch heute erinnere ich
mich gerne an den Duft der Buchsbaum- und Lebensbaumhecken. Vieles hat
sich seit damals verändert, aber immer noch besuche ich diese
Stätte gerne, manchmal mit der Aufgabe, mich um die anvertrauten
Gräber zu kümmern, aber dann auch wieder, um mir selbst eine
Freude zu bereiten. Und das gelingt in jeder Jahreszeit. Da kann sich
mein Auge satt sehen an den vielen bunten Blumen der verschiedenen
Jahreszeiten, meine Ohren werden erfreut von den Gesängen und dem
Gezwitscher der zahlreichen Vogelarten, und der Ort ist einfach eine
Oase der Ruhe. Bänke laden zum Verweilen ein, Bäume spenden
Schatten vor der heißen Sonne, und ihre Düfte dringen in die
Nase. Mitten in der Stadt, gar nicht weit vom tosenden Getümmel
des Straßenverkehrs entfernt, finde ich eine Insel der
Muße, nur wenige Minuten vom geschäftigen Leben der
Innenstadt entfernt: Ruhe, Stille, Besinnung. Das tut gut! Auf den
Rundgängen „treffe“ ich alte Bekannte:
Familienmitglieder, Freunde, Kollegen, Nachbarn, Geschwister aus der
Gemeinde. Ihre sterblichen Überreste ruhen hier, und ihre
Grabsteine lassen Erinnerungen aufkommen an gemeinsam erlebte Zeiten
und Ereignisse. Und noch etwas erlebe ich immer wieder: Die Erkenntnis,
dass meine Zeit auf dieser Erde begrenzt ist und irgendwann ein Ende
haben wird.
Nicht umsonst hören wir auf vielen Beerdigungen häufig die
Warnung aus Psalm 90: „Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben
müssen, auf dass wir klug werden.“ Gott möchte, dass
wir vorbereitet sind auf den Tag, der unvermeidlich kommen wird; und
vorbereitet zu sein, das bedeutet, schon zu Lebzeiten Vorsorge für
die Ewigkeit zu treffen. Unser Glaube ist uns Hoffnung und Gewissheit
zugleich, dass wir nach dem Sterben unsere Ewigkeit bei Gott verbringen
werden, während unsere sterblichen Überreste auf dem Friedhof
zurückbleiben. Meine Empfehlung: öfter mal auf einen
Spaziergang mit offenen Augen, Ohren über den Friedhof gehen.
Vielleicht redet Gott selbst mit uns.
Uwe Bachmann