überwiegend von Dietmar Volkmer
1948
verlässt Pfarrer Wendland wegen Umzugs die Gemeinde wieder.
Aus einer ersten Gemeindestatistik erfahren wir, dass die Zahl der
Gottesdienstbesucher von 1946 bis 1948 von durchschnittlich 220 auf
400 angestiegen ist. Der Kindergottesdienst wird entsprechend
von ehemals 120 Kindern, jetzt von 450 Kindern besucht. Den Vor- und
Hauptkonfirmandenunterricht besuchen jeweils 180 Kinder.
Neben den üblichen umfangreichen Amtshandlungen zeigen Pastor
Keding und seine ehrenamtlichen Helfer ein enormes soziales
Engagement. Im besonders kalten Winter
1946/47 dienen die
größeren Räume des Gemeindehauses als
"Aufwärmstuben" und Nachtasyl. Die Gebäude
der Gemeinde werden zu diesem Zeitpunkt von dem
Kirchenältesten Herrn Kanitz und einem Vetter des
Pastors, Herrn Herbert Keding verwaltet. Im Gemeindesaal werden
täglich bis zu 1000 Portionen "Stadtküchenessen"
ausgegeben. Abends werden in der Küche zusätzlich bis
zu 500 Portionen "Abendsuppe" gereicht. Das
Deutsche Rote Kreuz hilft bei der Ausgabe von täglich rund
1000 Portionen warmer Suppe für Kleinkinder.
1947 Vor
fast genau 100 Jahren legte Johann Hinrich Wichern durch seinen
unermüdlichen Einsatz den Grundstein für die Innere
Mission. Er hatte sich zur Aufgabe gemacht, im Rahmen seiner
Möglichkeiten sozial Benachteiligte und Verarmte in eigenen
Häusern zu betreuen, ihnen Arbeit und Ausbildung zu beschaffen.
Zur Erinnerung und Würdigung dieser Arbeit wählte man
im Rahmen der
1947
stattgefundenen Umwandlung des Pfarrbezirks VIII zur
selbständigen Gemeinde den Namen "Wicherngemeinde".
1948:
Auf dem Exer wird ein Projekt ins Leben gerufen, um den vielen
Heimatlosen zu einem Kleinsiedlungshaus zu verhelfen. Der brachliegende
Exerzierplatz wird gepflügt, gedüngt und als
Gartenland vergeben.
Mittlerweile feiert man den zweiten Geburtstag der Wicherngemeinde. Ein
Mitglied des Kirchenvorstandes stiftet eine Glocke mit Glockenstuhl.
Sie stammte vom Kreuzer Straßburg und diente dort als
Schiffsglocke. Sie findet ihren Platz vor dem Gemeindehaus. Im Rahmen
der Geburtstagsfeierlichkeiten werden die Bedeutung und die
Anerkennung der Arbeit von Pastor Keding sichtbar.
Der britische Residenzoffizier Brigadegeneral Stott gratuliert als
"väterlicher Freund" und Förderer der Arbeit. Der
Oberbürgermeister pflanzt eine Birke. Vertreter des Ev.
Hilfswerkes überreichen ein Abendmahlsgerät. Der
Probst hält die Festpredigt. Der Posaunenchor und bis zu 150
freiwillige Helfer sorgen für eine angemessene Umrahmung der
Festveranstaltung. In der weiteren Entwicklung der Gemeinde wird das
Dorf Padenstedt von der Wicherngemeinde abgetrennt. Dafür wird
das Wittorfer Flüchtlingslager mit über 1000 Personen
der Wicherngemeinde angegliedert.
Pastor Keding predigt nun sonntäglich in der Wichernkapelle
und hält eine Andacht im Altenheim Süd.
Vierzehntägig predigt er im Wittorfer Lager.
Während der Wintermonate werden zusätzlich alle 14
Tage in der Luther-Hütte, einer angemieteten Wellblechbaracke
neben dem Gemeindehaus, Andachten angeboten.
So nimmt das Leben auf dem Exer seinen Lauf. Es werden Gebetsstunden
(ca. 20 Pers.) und Bibelstunden (ca. 60 bis 70 Pers.) abgehalten.
Jugendarbeit, Konfirmationen, Evangelisation, Straßen- und
Blättermission, Jugendtreffs, Ausflüge und Feste
prägen das Gemeindeleben und die Auswirkungen der
geistlichen Erweckung werden sichtbar.